Auf dem Weg zur innovativen Lösung – Kreativität in der IT Analyse

SEQIS „10 things“-Expertentreff #03/2017

Auf dem Weg zur innovativen Lösung – Kreativität in der IT Analyse
Foto: SEQIS Expertentreff „Auf dem Weg zur innovativen Lösung – Kreativität in der IT Analyse“ (© SEQIS GmbH)

Der dritte Expertentreff 2017 beschäftigte sich mit dem Thema „Auf dem Weg zur innovativen Lösung – Kreativität in der IT Analyse“. In den nachfolgenden 10 Tipps und Tricks erfahren Sie, welche Rolle Kreativität in der IT Analyse spielt und wie Sie zu neuen, innovativen Lösungen kommen.

1. Werden Sie sich über Ihre Rolle klar

Wie sehen Sie sich selbst als Analytiker?

  • Als einer, der gewissenhaft Anforderungen sammelt, diese vollständig und widerspruchsfrei aufschreibt und sie während der Entwicklungszeit verwaltet?
  • Oder sehen Sie Ihre Aufgabe darin, auf der Basis von Wissen über das Fachgebiet, in Abstimmung mit den Stakeholdern, kreative und innovative Lösungen zu entwerfen?

Im ersten Fall benötigen Sie tatsächlich nicht viel Kreativität, da sind andere Soft Skills, wie Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit wichtiger.

Im zweiten Fall können Ihnen aber diese Tipps wichtige Anregungen liefern.

2. Beginnen Sie mit der Lösung

„Nicht in Lösungen, sondern in Anforderungen denken“ – so kann man es oft hören und lesen.

Aber: Anforderungen sind niemals innovativ, nur Lösungen sind es. Wenn Sie Neues schaffen wollen, dann müssen Sie sich mit der Lösung beschäftigen – und nicht nur mit den Anforderungen.

Es lässt sich gar nicht vermeiden: Selbst wenn Sie nur wenige Informationen über das Fachgebiet haben, wird sich in Ihrem Kopf bereits ein Bild einer Lösung bilden.

Der Tipp ist: Verdrängen Sie diese Lösung nicht, sondern arbeiten Sie damit. Prüfen Sie sie gegen die Informationen, die sie gesammelt haben. Sprechen Sie mit Ihren Stakeholdern darüber. Ändern Sie diese Lösung, verwerfen Sie sie, wenn es notwendig ist.

Aber akzeptieren Sie diese erste Idee und machen Sie sie zur Ausgangsbasis Ihrer Lösung.

3. „Saugen“ Sie alles an Information auf, was Sie kriegen können

Es ist ein Mythos, dass die Stakeholder schon wissen, was sie brauchen – und Sie als Analytiker dieses Wissen nur abholen und sauber aufschreiben müssen.

Im Gegenteil: Von Ihnen wird erwartet, dass Sie Berater sind – und Lösungen vorschlagen. Damit Sie das leisten können, müssen Sie Experte sein. Und das nicht nur in IT-Fragen, sondern auch auf dem zu bearbeitenden Fachgebiet. Wenn Sie noch nicht Experte sind – dann müssen Sie es schnell werden.

Woher nehmen wir diese Information? Es gibt unzählige Quellen: Fachliteratur, Lehrbücher, Zeitschriften, Online-Blogs, unternehmensinterne Unterlagen, Dokumentation des Alt-Systems, vergleichbare Systeme und Standards – ja, und nicht zuletzt natürlich die Menschen, die in der betroffenen Organisation arbeiten.

4. Beziehen Sie technische Lösungsmöglichkeiten in Ihre Überlegungen ein

Innovation – das ist in der IT die Kombination aus Bedürfnissen, technischen Möglichkeiten und Wirtschaftlichkeit. Ohne Einbeziehung der technischen Möglichkeiten gibt es keine Innovation.

„REST“, „NoSQL“, „Internet of Things“ „Blockchain“ – das sind nur einige der aktuellen Schlagworte und abhängig vom Fachgebiet gibt es noch viel mehr.

Sie sollten zumindest Grundkenntnisse in den relevanten Technologien haben, damit Sie in der Lage sind, innovative Lösungen vorzuschlagen.

5. „Wildern“ Sie in fremden Fachgebieten

„Creativity is just connecting things.“ – so lautet ein Zitat von Steve Jobs. Diese Dinge, die miteinander zu Neuem verbunden werden, müssen nicht immer aus dem aktuell betrachteten Fachgebiet stammen.

Beispiele dafür begegnen uns in unserem (IT-)Leben täglich:

Was hat ein Computer mit „Fenstern“ zu tun? – Oder mit „Ordern“, mit „Mäusen“?

Vielleicht finden Sie Analogien aus Ihrem Vorprojekt, die Sie auch im aktuellen Projekt anwenden können, vielleicht sogar aus völlig anderen Wissensgebieten, die Sie z.B. aus einem Ihrer Hobbies kennen.

6. Verwerfen Sie Ihre Lösung

Ja, es klingt provokant. Ist es auch :-)

Aber es gibt Situationen, da muss es sein. Mit zunehmendem Informationsstand zeigt es sich vielleicht, dass der erste Lösungsansatz, mit dem Sie bisher gearbeitet haben, einfach nicht passt.

In diesem Fall ist Flexibilität gefragt, die es ermöglicht, auch völlig neu zu beginnen. Daher ist es gut, sich möglichst lange nicht festzulegen.

7. Lassen Sie das Unterbewusstsein für sich arbeiten

„Da muss ich eine Nacht darüber schlafen!“

Wir alle kennen die Situation, in denen uns rationales Nachdenken nicht mehr weiterhilft.

Dieses Phänomen wird auch in den Kreativitätstheorien von Graham Wallas, James Webb Young und anderen angesprochen. Sie nennen es die „Inkubationsphase“. In dieser Phase des Kreativitätsprozesses beschäftigt man sich nicht mehr bewusst mit dem zu lösenden Problem – sondern lässt das gesammelte Wissen und die bereits angestellten Überlegungen im Unterbewusstsein wirken. Das Ergebnis ist sehr häufig ein „Geistesblitz“, in dem die Lösung plötzlich klar auf den Tisch liegt.

Auch Sie hatten schon Geistesblitze, richtig?

8. Machen Sie Ihre Ideen anschaulich

Vielleicht haben Sie es ja auch schon erlebt: Zustimmendes Nicken, aber wenig Feedback, wenn Sie Ihre Prozess- und Datenmodelle präsentieren.

Aber kaum liegt dann der erste Screen real vor, sprudeln plötzlich die Ideen: „So war das nicht gemeint!“ und „Da könnte man doch auch…“.

Stakeholder haben es gerne konkret. Zeigen Sie Ihnen frühzeitig, wie Sie sich die Lösung vorstellen. Somit geben Sie ihnen die Möglichkeit, frühzeitig zu widersprechen (und natürlich auch zuzustimmen).

Das Instrument dafür nennt man „Prototyping“. Ein Prototyp kann sehr einfach sein. Manchmal reicht eine handschriftliche Skizze. Je weiter der Analyseprozess fortschreitet, desto mehr wird im Prototyp die endgültige Lösung erkennbar sein.

9. Kommunizieren Sie Ihre Ideen frühzeitig

Das klassische Vorgehen ist: Zuerst Anforderungen erheben, dann Lösung entwickeln.

Der Informationsfluss zwischen Analytiker und Stakeholder geht dabei lange Zeit nur in eine Richtung: Der Analytiker nimmt die Anforderungen vom Stakeholder entgegen.

Im Sinne einer innovativen Lösung ist es zweckmäßig, den Informationsfluss von Anfang an auch in die andere Richtung laufen zu lassen: Der Analytiker teilt den Stakeholdern seine Lösungsideen mit.

So können die Stakeholder darauf aufbauen und eigene Lösungsideen entwickeln, was sowohl die Akzeptanz als auch den Innovationsgrad erhöht.

10. Legen Sie sich so spät wie möglich fest

Nichts schränkt die Flexibilität mehr ein, als wenn durch eine neue Idee viele Stunden an Arbeit vernichtet werden. Die Gefahr ist groß, dass man in diesem Fall – vielleicht nur unbewusst – neue Ideen einfach nicht mehr zulässt („sunken cost“-Dilemma).

Die Lösung: Stecken Sie erst dann viel Arbeit in die Lösung, wenn Sie sich sicher sind.

Solange die Lösung nur in Ihrem Kopf existiert oder vielleicht in ein paar leichtgewichtigen Arbeitspapieren, haben Sie kein Problem, das Konzept zu ändern – oder auch gänzlich zu verwerfen. Wenn Sie aber schon umfangreiche Daten- oder Prozessmodelle in stunden- oder sogar tagelanger Arbeit geschrieben haben, werden Sie sich hüten, das Konzept wesentlich zu ändern.

Deshalb: Wenn Sie diese Artefakte benötigen, erstellen Sie sie erst dann, wenn die Lösung in Ihrem Kopf fertig ist.

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