Boost für virtuelle Zusammenarbeit und Teamgeist: Gamification

Abbildung 1: Word Cloud Gamification (SEQIS GmbH)

Remotes oder hybrides (Homeoffice- und Büropräsenz-Mix) Arbeiten ist mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Arbeitskultur geworden und hat viele Vorteile mit sich gebracht. Doch die neue Arbeitsweise hat auch – vieldiskutierte – Schattenseiten (vgl. Abb. 2) und erfordert neue Businesstools, um sie erfolgreich zu bewältigen.

Für einige der zentralen Herausforderungen, Kommunikation, Zusammenarbeit, Einsamkeit und Motivation, ist die Einführung einer Gamification-Strategie hervorragend geeignet Unternehmen und MitarbeiterInnen zu helfen, in der remoten Welt das Beste herauszuholen. 

Abbildung 2: Die größten Probleme remoter Arbeit (Quelle: https://funifier.com/2021/02/24/gamification-helps-remote-workers-stay-engaged-focused-and-connected.html)

Was ist Gamification?

Gamification ist der Einsatz von Spielelementen in Nicht-Spiel-Kontexten.

Hierbei steht menschliche Motivation im Vordergrund (Stichwort „Human-Focused Design“), indem interaktive, spannende und unterhaltende Elemente aus Spielen in realen Herausforderungen eingesetzt werden. Gamification bietet eine breite Auswahl an Tools ihre Anwendungsstrategien sind vielfältig und flexibel und skalierbar von kleinsten Elementen bis hin zu komplexen professionellen Plattformen.

Spielen oder spielerische Ansätze können direkt einige zentrale, menschliche Grundbedürfnisse befriedigen, stimulieren mehr Sinne und sind dadurch leichter zu verarbeiten und können besser im Gedächtnis gespeichert werden. Sie finden sich seit jeher in allen Bereichen menschlicher Interaktion.

Yu-kai Chous Octalysis Gamification Framework[1] identifiziert 8 universelle Kernmotivatoren, mit denen man detailliert den Einsatzzweck und die Bausteine einer eigenen Gamification-Strategie erstellen und auswerten kann.

Abbildung 3: Octalysis Gamification Framework - 8 universelle Kernmotivatoren (Quelle: https://www.growthengineering.co.uk/how-to-use-the-octalysis-framework-for-your-gamified-training-programme/) 

  1. Sinnhaftigkeit – tiefergehende Bedeutung unserer Handlungen
  2. Erfolg – Herausforderungen erfolgreich meistern
  3. Empowerment – Selbstwirksamkeit, um die eigene Richtung wählen und verschiedene Lösungen für ein Problem ausprobieren
  4. Ownership – Dinge oder Entscheidungsbefugnisse besitzen
  5. Sozialer Einfluss - mit anderen interagieren, anderen helfen, wechselseitiges Lernen und (freundliche) Konkurrenz
  6. Knappheit – der Reiz von Dingen, die man schwer haben kann
  7. Unvorhersehbarkeit – Spannung und wissen wollen, was als nächstes passiert
  8. Vermeidung – negativen Folgen entgehen

Was kann Gamification verbessern?

Remote Arbeit funktioniert anders als Büroalltag: Durch das fehlende tägliche Zusammentreffen mit anderen Menschen ist es nicht mehr selbstverständlich, dass spontaner Austausch und dadurch Gemeinschaftsgefühl, Verbundenheit und Antrieb entsteht, wie sie bei der Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Umgebung ganz natürlich wachsen. Dadurch können auch Hektik und inhaltliche Probleme durch eine remote Arbeitsumgebung verstärkt werden, weil das Individuum im eigenen Raum abgegrenzt ist.

Darum ist es hier besonders wichtig, eine Brücke zu und zwischen den Menschen zu schaffen und gerade dafür bietet die Gamification-Toolbox einige Lösungen.

Energetisieren und motivieren

Spielerische Elemente bieten Abwechslung, Freude, (freundlichen) Wettbewerb und aktives Miteinbeziehen der Beteiligten.

Wichtig ist, dass dies ohne Zwang, sondern auf Basis sorgfältig analysierter Interessen aller stattfindet.

Beispiel: Kollektives Ideenkaraoke[a]


Attraktive Arbeitsplätze schaffen

Gerade in der unpersönlicheren Remote-Welt ist ein freundlicher und aktiv um seine MitarbeiterInnen bemühter Arbeitsplatz ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal. Nicht nur die jungen Generationen am Arbeitsmarkt, die mit Onlinegames groß geworden sind, sondern auch für alle anderen Altersgruppen ist Gamification eine effektive Methode, um attraktive Arbeitsplätze zu schaffen.

Einer stärkere Unternehmenskultur schaffen

In einem physischen Raum werden Unternehmenswerte, Ziele und Ideale einfach vorgelebt und man wächst – oft unbewusst – hinein. Online ist dies deutlich schwieriger zu vermitteln.

Durch gezielte Gamification können diese Werte vermittelt werden und es entsteht die Möglichkeit spielerisch zu steuern, welche Handlungen belohnt werden sollen, und zu erkennen, ob sich die MitarbeiterInnen am Arbeitsplatz wohlfühlen.

Beispiel: 4 ways to strengthen your corporate culture with gamification[b]


MitarbeiterInnen engagieren

Schon kleine Rituale, gamifizierte Mikroziele oder bewusst eingesetzte Spielelemente, die eine Abwechslung zu Tasklisten oder langweiligen Meetings darstellen, können den Berufsalltag wirklich angenehmer, unterhaltsamer und abwechslungsreicher gestalten.

Durch die Förderung von freundlichem Wettbewerb zwischen Teams oder Einzelpersonen können Interaktion & Teambuilding, Gewinnanreiz und Austausch stattfinden.

Je nachdem, welche Motivation (s. Abb. 3: 8 universelle Kernmotivatoren) für die jeweiligen Player oder Aufgabe am besten geeignet ist, sorgen wohlgewählte Anreize für Erfolgserlebnisse, mehr Engagement und Wertschätzung.

Achtung: Der Anreiz sollte stets positiv sein. Strafen führen nicht zu dauerhaften Erfolgen!   

Beispiel: Tipps zu Incentives & Rewards[c]


Bessere Kommunikation ermöglichen

Kommunikation ist der Schlüssel für gute Zusammenarbeit! Mit interaktiven Game-Elementen bringt man Menschen zusammen, lernt sich gegenseitig besser kennen, geht aufeinander ein und schafft Teamgeist. Zwei Komponenten sind hier besonders wichtig:

1) Auf „Tuchfühlung“ sein

  • Sicherstellen, dass sich die MitarbeiterInnen gesehen und gehört fühlen.
  • Emotionale Zustands-Checks einbauen, die in einer persönlichen Umgebung viel einfacher sind, aber remote mehr gezielte Initiative erfordern.
  • Rahmen für Spontanität und persönliche Interaktion schaffen.

Gamification bietet auf diesem Gebiet, gerade auch zusammen mit agilen Methoden[2], viele neue Möglichkeiten zu interagieren, zuzuhören, sich individuell mit dem Team zu verbinden oder für Teambildung in sich, um ein Gefühl von Sichtbarkeit und Gemeinschaft zu fördern.

Beispiel: Ampel-Check-In[d]

2) Gute Feedbackkultur pflegen

Ständiges, unmittelbares und offenes Feedback ist der Schlüssel zu ehrlichem Austausch und schneller Weiterentwicklung! Wesentlich ist hier, eine positive Feedbackkultur einzuhalten. Das schweißt zusammen und fördert ein Gefühl von Verbundenheit und gegenseitiger Unterstützung.

Beispiele: Feedback Burger[e], Starfish Retro[f]


Messbarkeit & Reporting erleichtern

Im Kleinen: Rituale und Spiele mit Remote-Tools ermöglichen direkt eine Visualisierung oder Erfassung von Inhalten und Fortschritt.

Beispiel: Confluence Progress Bars[g] (vgl. Abb. 4)


Toolempfehlungen

Hier kann gemeinsam wie auf einem Whiteboard oder Flipchart an einem Dokument, Board oder einer Grafik gearbeitet werden:

  • Jira & Confluence – bieten eine unglaublich effektive und vielfältige Möglichkeiten zur Kollaboration, Darstellung und Messung
  • Miro – ist ein benutzerfreundlicher „virtueller Flipchart“ (auch als Confluence-Makro verfügbar)

Abbildung 4: Beispiel von Confluence Progress Bars (Quelle: https://marketplace.atlassian.com/apps/1219725/digi-formatting?tab=overview&hosting=datacenter)

Im Großen: Statt durch den/die Manager/in im Nachgang die Ergebnisse zu erfassen, bietet es sich für größere Projekte an mittels Gamification-Plattformen maßgeschneiderte Inhalte anzubieten.

Aber unabhängig vom Skopus der Gamification-Strategie schafft man damit eine gute Möglichkeit in Echtzeit zu beobachten, wie der aktuelle Status ist und was gut funktioniert und was nicht. Dies erleichtert es zeitnahe, zielgerichtete Maßnahmen zu setzen, wie z.B. Anerkennung für herausragende Leistung oder eine Schulung für einen Problembereich.

Beispiel: Kahoot![h]


Wie funktioniert Gamification von zu Hause aus?

Grundsätzlich gibt es verschiedene Dimensionen von Gameplay. Ob kreativ oder konzeptionell: Die Liste an Spielmechaniken (Interaktion, Challenges, Badges, Punkte, Ranglisten, Levels, u.v.m.) ist lang (s. Word Cloud in Abb. 1) und jede kann in ihrer Umsetzung und Intensität angepasst werden, um

  • zu belohnen (bitte höchste Vorsicht mit bestrafen!)
  • sich im Rahmen der üblichen Arbeitsaufgaben mit anderen zu messen
  • Erfahrungen zu sammeln
  • Anreize zu erhalten
  • soziale Interaktion zu fördern
  • Verbissenheit und Druck aus dem „ernsten Berufsalltag“ zu nehmen

Eine umsichtige Umsetzung einer Gamification-Strategie ist entscheidend für ihren Erfolg!

Schritte zur erfolgreichen Einbindung von Gamification in die remote Arbeit

Auch Kevin Wehrbachs Six Steps to Gamification[3] ist ein erprobter Leitfaden zur Umsetzung.

1) Ziele identifizieren und definieren

  • Vision, bzw. übergeordnete Ziele
  • Konkrete Businessziele
  • Konkretes Player-Verhalten bei der Nutzung
  • Priorisieren: Was muss unbedingt sein, was wäre ein „Nice-to-Have“? Was soll nicht passieren?
  • Langsam beginnen mit Mikro-Zielen oder „Big Bang“?
  • Definierte Erwartungen an die Player

2) Wer sind meine Player?

  • Zielgruppe(n) definieren
  • Unterschiedliche Motivationen herausarbeiten
  • Personalisierung der Gamification-Inhalte für unterschiedliche Player-Typen

3) Umfang

  • Aufwand und Nutzen abwägen
  • Richtigen Skopus wählen: von kleinen, vereinzelten Elementen bis hin zu eigener Gamification-Plattform
  • Die richtigen Tools auswählen

4) Anreize setzen

  • Transparenz und Freiwilligkeit!
  • Attraktives System
  • Intrinsische Motivation: durch innere Überzeugungen und Werte
  • Extrinsische Motivation: durch Belohnung für die Erledigung von Tasks, z.B. Geschenke oder Boni
  • Passende, intuitive User Experience (UX)
  • Nutzung auch über längere Zeit attraktiv machen

5) Ausprobieren > Feedback > Verbesserung. Repeat.

  • Regelmäßig Feedback einholen und geben
  • mit einer Key User-Gruppe zusammen entwickeln
  • Workshops, z.B. mit Design Thinking Ansatz
  • Regelmäßige Abstimmungen, um das Projekt voran zu treiben
  • Auf Bedürfnisse und Wünsche eingehen
  • Sicherstellen, dass die gewählte Gamification-Strategie funktioniert (Validierung & Verifizierung)
  • Ausprobieren, wie sie verbessert werden kann
  • Fast Gamification: Direkt damit anfangen & in kleinen Einheiten einführen, dann skalieren

6) Haben Sie Spaß!

Über all den technischen und strategischen Überlegungen bitte das Wesentliche nicht vergessen: Es soll Freude machen! 


Aktuelle Gamification-Trends[4] 

Um Remote Working mittels Gamification in eine wirklich unterhaltsame und dynamische Erfahrung zu verwandeln, geht der Trend in immer neue Dimensionen technischer Umsetzung.

Trend 1: Virtuelle Ebene ausbauen

Durch virtuelle Elemente wie Dashboards oder gar eine eigene Gamification-Plattform kann eine ganze kleine Erlebniswelt entstehen, in der in Richtung MitarbeiterInnen (nach innen), wie auch KundInnen (nach außen) Anreize und Interaktion geschaffen werden können, wo Fortschritte und besondere Events in Echtzeit visualisiert werden. Mittels Artificial Intelligence (AI) werden automatisch Reaktionen aus dem System generiert und das Spielerlebnis für die Player personalisiert. Hier lassen sich dann auch Virtual Reality (VR)-Elemente einbauen.


Trend 2: Gamified Remote-Onboarding

Game-Elemente beleben den oftmals langwierigen und – besonders remote – unpersönlichen Prozess am Anfang eines neuen Jobs oder Projekts und erhöhen dadurch die Motivation neuer KollegInnen. Die Inhalte des Onboarding-Prozesses müssen dafür gesammelt, standardisiert & online bereitstellt werden und bei Bedarf ist sogar die Implementierung eines ganzen Remote-Onboarding-Systems sinnvoll. Dies schafft zusätzliche Vorteile wie 24/7-Zugriff auf Unternehmensdokumente und -inhalte, lustige Herausforderungen mit KollegInnen und einfache Methoden zur Verfolgung des Verständnisses und des Engagements der MitarbeiterInnen. Als erster Schritt empfehlen sich hier gamifizierte Tasks einer To-Do-Liste und ein zentraler Fortschrittsbalken, wo direkt zu sehen ist, wo man gerade, sowie nach Abschluss des Prozesses steht.


Trend 3: Gamifizierte Schulungen

Lernportale sind die aktivsten Nutzer von Gamification in der Onlinewelt. Nach ihrem Vorbild können auch Firmen ihr Know-How, aber auch ihre Geschäftsprozesse und -kultur mit Nutzung von Game-Element aufbereiten und bereitstellen. Die Inhalte können so verdichtet und mit Storytelling-Elementen sowie visuell angereichert werden. Schließlich schaffen Wissensquizze ein Maß für den Lernerfolg und die NutzerInnen können sich in einer Player-Journey immer weiterentwickeln.

Fazit

Gamification ist ein effektiver und zukunftsorientierter Ansatz, um der eher gleichförmigen Online-Arbeitsumgebung mehr Würze zu verleihen. Denn auch aus der Ferne kann das Engagement der MitarbeiterInnen (wieder-)belebt werden und es kann im Ringen um die Gewinnung und Bindung qualifizierter MitarbeiterInnen ein entscheidender Vorteil sein. Gamification ist eine gute Möglichkeit Remote-Arbeit statt als Nachteil vielmehr als Vorteil und Chance zu betrachten um Möglichkeiten, Motivation und Mindset nachhaltig zu verbessern.

Gamification kann die Umsetzung Ihrer Ziele erheblich verbessern. Kommen Sie gerne auf mich zu - ich berate und begleite Sie gerne mit Gamification einen Game Changer zu etablieren.

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