Das Ende der menschlichen Designer? Auswirkungen von AI auf Grafikdesign-Jobs

von SEQIS

Was vor nicht allzu langer Zeit noch von vielen als unvorstellbar galt, ist heute schon Realität: Künstliche Intelligenz ist nun so weit fortgeschritten, dass sie tatsächlich die kreative Arbeit eines Menschen übernehmen kann. Durch Knopfdruck lassen sich ganze Markenidentitäten inklusive Logos generieren. Ist aber der technologische Fortschritt wirklich schon in der Lage, die bisher als unersetzbar geltende menschliche Kreativität zu übertreffen? Wie limitiert sind künstliche Intelligenzen, wenn sie diese imitieren?

Es ist ein heiß diskutiertes Thema, ob AI die emotionale Tiefe eines kreativen Prozesses so replizieren kann, dass für Menschen kein spürbarer Unterschied wahrnehmbar ist. Bestimmte Aspekte der Kreativität kann die KI nachahmen, aber wenn es darauf ankommt, echte emotionale und persönliche Verbindungen im Designprozess mit einzubeziehen, kann man Bezug zu eigenen menschlichen Erfahrungen einfach nicht ignorieren. Es bleibt der Mensch selbst, der seine Emotionen empfindet und diese in Form von Kunst ausdrücken kann. Künstliche Intelligenz macht nichts anderes, als bereits vorhandene künstlerische Werke zu analysieren, um bestimmte Charakteristiken und Trends durch Wahrscheinlichkeitsmodelle im neu generierten Werk widerzuspiegeln.[2]

Mehr kreative Freiheit durch Automatisierung?

Tools, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, haben trotzdem bereits begonnen, traditionelle Designaufgaben zu übernehmen. So werden folgende Designaufgaben problemlos übernommen:

  • Logos und Markenidentitäten
  • Automatisierte Auswahl von Farbschemata und Typografien
  • Designvorlagen für Printmedien, Websites und soziale Medien
  • Automatisierte Platzierung von Texten und Bildern in Designlayouts
  • Optimierung von Bildern für den Druckprozess

Da könnte man behaupten, dass den menschlichen Designer:innen kaum Arbeit mehr übrig bleibt, oder? Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind da ein wenig komplexer. Wenn automatisierte Prozesse den Designer:innen routinemäßige Arbeit abnehmen können, haben Designer:innen mehr Zeit und Raum für kreative Entscheidungen. Ausgefallenere Ideen, die bisher mit zu viel Aufwand verbunden waren, wären so leichter realisierbar. Das führt aber auch dazu, dass der Warenwert für repetitive Designaufgaben dementsprechend fallen wird, was den Markt auf einen großen Arbeitsplatzabbau zusteuern könnte. Einige Stimmen befürchten sogar, dass KI langfristig menschliche Designer:innen ersetzen könnte.[4]

Hier die Vor- und Nachteile zusammengefasst:

Vorteile:

  • Effizienz
  • Kosteneinsparungen
  • Skalierbarkeit (Verschiedene Medien und Formate)
  • Erweiterung des kreativen Potenzials

Nachteile:

  • Mangelnde Originalität
  • Emotional nicht involviert
  • Verlust von Arbeitsplätzen

DALL-E ist ein KI-Modell, das von OpenAI entwickelt wurde. Der Name „DALL-E“ setzt sich aus den Namen des Künstlers Salvador Dalí und dem Roboter WALL-E zusammen. Mit diesem Text habe ich die KI getestet: „Eine Katze, die ein Unterwasserschloss erkundigt“. Innerhalb von Sekunden wurde ein Bild generiert, das bis jetzt wahrscheinlich noch nicht in der Form gezeichnet wurde. (Abbildung 1). Auch Webdesigns lassen sich durch dieses Tool generieren. Die Ergebnisse schauen zwar modern und professionell aus, sind aber in meinen Augen alles andere als originell.

Abbildung 1: (Quelle: DALL·E 2)


Abbildung 2: (Quelle: Delook Creative-Shutterstock.com)

Wo ziehen wir die Grenze zwischen Automatisierung und geistigem Eigentum?

Beim Generieren von Grafikdesign-Elementen mit AI-Tools basiert das Ergebnis immer auf den Werken, mit denen das verwendete Tool trainiert wurde. Gemäß § 1 Abs. 1 des österreichischen Urheberrechtsgesetzes (UrhG) werden Werke als „eigentümliche geistige Schöpfungen auf den Gebieten der Literatur, der Tonkunst, der bildenden Künste und der Filmkunst.“ definiert. Als geistige Schöpfung wird nach derzeitiger Rechtslage aber nur das Ergebnis einer menschlichen Tätigkeit definiert. Ein AI-Tool wird daher nicht als Urheber angesehen. Was die Rechtslage zusätzlich deutlich komplizierter macht, sind die urheberrechtlich geschützten Werke, mit denen die KIs trainiert wurden. Um dem technologischen Fortschritt keine Hürden zu bereiten, beschloss die EU mit der Urheberrechts-Richtlinie (RL (EU) 2019/790 Sonderregelungen für das Training von KIs mit Text und Data-Mining. Mit der Urheberrechtsnovelle 2021 wurde diese Richtlinie in Österreich umgesetzt. So bleibt die Nutzung urheberechtlich geschützter Werke zum Training einer KI erlaubt, solange die Rechtinhaber nicht explizit durch maschinenlesbaren Mitteln widersprechen (§ 42h Abs 6 UrhG).[3]

Fazit

Künstliche Intelligenz bringt sowohl Chancen als auch Bedrohungen mit sich. Es ist nicht lange her, dass Panik in der Medienbranche herrschte, weil mit der Erfindung der ersten Bildbearbeitungsprogramme einige traditionelle Aufgabenbereiche überflüssig wurden. Trotz anfänglicher Panik passte sich die Branche an, indem neue Arbeitsfelder entstanden. Es bleibt also spannend, wie der aktuelle Wandel durch künstliche Intelligenzen diese Branche weiterentwickelt.

Gegenwärtige AI-Grafikdesign-Tools:

  • Midjourney
  • Nvidia Canvas
  • Adobe Sensei
  • Let's Enhance.io
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