Garantiert pünktliche Lieferungen

Agile PM und MoSCoW

Liefertermin

Garantiert pünktliche Lieferungen

„Adding manpower to a late software project makes it later“

Brooks‘ Law; Fred Brooks

Die meisten Projekte streben eine pünktliche Lieferung an. Einerseits weil die Kunden dies erwarten, andererseits weil verspätete Lieferungen mit Kosten und oft auch Umsatzeinbußen verbunden sind.

Ist der Liefertermin gefährdet, gibt es mehrere Möglichkeiten dem gegenzusteuern.

  • Verschiebung des Liefertermins mit den oben genannten Nachteilen
  • Erhöhung der Ressourcen (und damit einhergehend Erhöhung des Budgets) mit den Folgen von Brooks’ Law
  • Streichung von Qualitätssicherungsmaßnahmen bzw. Akzeptanz schlechterer Qualität, um den Liefertermin mit Biegen und Brechen halten zu können

Um es mit Homers Worten auszudrücken: In dieser Situation befinden wir uns zwischen Skylla und Charybdis.

„Liefern Sie pünktlich!“ – eines der Prinzipien von AgilePM

AgilePM verfolgt daher den Ansatz, dass eine verspätete Lieferung inakzeptabel ist. Darüber hinaus werden jedoch auch Kosten und Qualitätskriterien als fixe Konstanten festgelegt.

Doch wie kann AgilePM pünktliche Lieferungen garantieren ohne dass Kosten und Qualität darunter leiden?

Die Antwort ist der variable Umfang. Durch den Umfang der Features als variabler Projektparameter wird die Voraussetzung geschaffen das Produkt innerhalb des definierten Budgets mit einer vordefinierten Qualität pünktlich zu liefern.

Die Steuerung nach dem Leistungsumfang wird durch eine mehrstufige Priorisierung der Anforderungen ermöglicht. Als einfacher Priorisierungsansatz eignet sich in agilen Projekten insbesondere die MoSCoW-Methode.

Priorisierung von Anforderungen mit MoSCoW

Anforderungen werden mit MoSCoW in MUST, SHOULD, COULD und WON’T klassifiziert.

MUST-Anforderungen entsprechen dem Minimum Usable SubseT – diese Anforderungen sind erfolgskritisch und müssen umgesetzt werden.

SHOULD-Anforderungen sind wichtig, deren Fehlen würde aber nicht zu einem Scheitern des Projekts führen. Diese Anforderungen werden behandelt, wenn die Umsetzung aller MUST –Anforderungen sichergestellt ist.

COULD-Anforderungen haben den geringsten Nutzen. Im Idealfall werden auch sie umgesetzt. Deren Umsetzung darf aber nie die Fertigstellung von Anforderungen höherer Priorität gefährden. Kommt es zu Verzögerungen, werden jedenfalls die COULDs vernachlässigt.

WON’T-Anforderungen sind Anforderungen, die jetzt – in diesem Planungsabschnitt – nicht umgesetzt werden. Sie dienen als Abgrenzung und werden erst in zukünftigen Phasen wichtig.

Planung mit MoSCoW

Um die Umsetzung der MUST-Anforderungen sicherzustellen, empfiehlt AgilePM den prozentuellen Anteil an MUST-Anforderungen in einem Planungsabschnitt (Projekt, Inkrement oder Timebox) auf ein Maß zu bringen, das das Team mit hohem Vertrauen erfüllen kann. In der Regel sollten dies in einem typischen Projektszenario nicht mehr als 60% MUST-Aufwand sein.

Der Anteil an COULD-Anforderungen sollte etwa 20% betragen. Damit wird verdeutlicht, dass auch die Umsetzung dieser Anforderungen anvisiert wird. Dennoch spiegelt deren Anteil ein Maß an Kontingenz wider – deren Umsetzung ist möglich, aber nicht notwendig.

Ein höherer Anteil an MUSTs erhöht das Risiko eines Misserfolgs. Mehr als 60% sollten nur wohlbedacht angestrebt werden, wenn

  • das Team gut zusammenarbeitet
  • die Produktivität des Teams bekannt ist
  • das Team bereits zuverlässige Schätzungen abgibt
  • die Umsetzung der Anforderungen geringe Risiken mit sich bringt

Selbstverständlich kann auch ein bewusst niedriger Anteil an MUST-Anforderungen beschlossen werden. Hohe Risikofaktoren (eine unbekannte Technologie, ein unerfahrenes Team, ein fragiles Umfeld, etc.), aber auch ein im Vergleich zu den MUSTs hoher Anteil an SHOULD-Anforderungen können dies erfordern.

Ein vernünftiges Gleichgewicht der Aufwände der unterschiedlichen Prioritäten ist ein essentieller Bestandteil des AgilePM-Planungsprozesses.

Bei Betrachtung eines Projekts oder eines Inkrements sollte das gesamte Projektteam bei dieser Planung mitwirken. Auf Timebox-Ebene liegt es gänzlich in der Verantwortung des Solution Development Teams.

Garantiert pünktliche Lieferungen

Mit der Planung eines vernünftigen Gleichgewichts garantiert die MoSCoW-Methode, dass das Projekt immer (auch bei Problemen oder Verzögerungen) die wichtigsten Anforderungen (MUST-Anforderungen) liefert.

Mit den SHOULD- und COULD-Anforderungen kann der Leistungsumfang so gesteuert werden, dass das Projekt stets „in time“, „in budget“ und „in quality“ bleibt.

Autor
SEQIS Autor Manfred Schuethofer

Manfred Schützhofer

Principal Consultant, Teamlead
IT Analyse, Softwaretest, Projektmanagement

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