SEQIS KommentaHR

von Susanne Greber

Eine neue Rubrik SEQIS KommentaHR mit unserer HR Managerin Susanne Greber.

Electronic Calculators in the classroom – good or evil? So lautete 1992 eine Frage bei meiner mündlichen Englischmatura. Rückwirkend ziemlich schräg, dass man diesem Thema in jener doch nicht mehr rein analogen Zeit bereits so viel Brisanz eingeräumt hat, dass es bei der Matura auftauchte. Detail am Rande: Die Benutzung von Taschenrechnern bei der Matura ist in Österreich erst seit Mitte der 2010er Jahre (Einführung der Zentralmatura) bundesweit offiziell erlaubt. Na ja, man hat’s schon viel früher trotzdem gemacht.

Abbildung 1: (Quelle: Bild von Robert Owen-Wahl auf Pixabay)

An meine Antwort kann ich mich nur dunkel erinnern, aber ich bekam ein Sehr gut. Offensichtlich sind Taschenrechner nicht böse oder gefährlich. Menschen, die es jedoch nicht mehr schaffen, einfache Aufgaben im Bereich der Grundrechnungsarten im Alltag analog zu lösen, sind möglicherweise der Evolution, der Alltagskultur und ggf. sich selbst nur mäßig zuträglich. Das ist aber kein Fehler des Taschenrechners. Gut oder schlecht, Chance oder Gefahr, hängt von den Fähigkeiten, Einstellungen und Motivation der Nutzer:innen ab. Genauso wie bei Küchenmessern, Excel-Tabellen und nun auch künstlicher Intelligenz, etwa bei ChatGPT.

Was bedeutet die Verbreitung solcher AI Tools für die Personalarbeit?

Sind Lebensläufe, die mit deren Support geschrieben werden, besser oder schlechter als die „Naturversion“? Wie sieht’s mit Motivationsschreiben aus, die ChatGPT ausgespuckt hat? (Die sind meiner Ansicht nach genauso wertbefreit wie viele selbstverfassten). Und umgekehrt, darf HR bei Interviewfragen schummeln und sich dabei von AI Tools helfen lassen?
Auf jeden Fall, wenn es die Qualität der Gespräche und der wechselseitigen Vorstellungsrunden steigert. Nutzen und Grenzen von AI-Tools zu beurteilen, erfordert Wissen, Erfahrung und Bauchgefühl. Den Faktor Mensch eben. Bewerber:innen (bitte mehr Frauen in die IT!), die es verstehen, ChatGPT sinnvoll und reflektiert zu verwenden, haben die Nase vorn und sind ein Gewinn für jeden Betrieb. Speziell in der IT-Branche, wo sich die Jobprofile durch KI-Themen noch schneller ändern als bisher. Die Vorauswahl von Bewerber:innen mit Hilfe von KI ist ein weiteres Thema. Auch hier kommt es darauf an, wie geschult und erfahren die User sind, die den Input und die Parameter für die Analyse geben. Die meisten HR-Themen werden sich in naher Zukunft durch AI verändern und vielfach erleichtern lassen. Ich freu mich darauf – es bleibt spannend. Und ich weiß, dass ich mich selbst in diesem Bereich kontinuierlich weiterentwickeln muss.

Aber Achtung: Wer AI indes als Chance sieht, seine Intelligenz und Hausverstand abzuschalten, Informationen unreflektiert anzunehmen und weiterzugeben, wird ein fruchtbares Ziel für Fake News, ideologisch Verzerrtes und andere Blödheiten. Das birgt in jedem Bereich ein großes Gefahrenpotenzial. Bei der heurigen Deutschmatura drehte sich eine Frage um Nutzen und Gefahren von Social Media. Etwas zeitverzögert kommt bald bestimmt auch die Frage: Artificial Intelligence – good or evil? Mein Fazit: weder noch. Es kommt weiterhin auf die menschliche Intelligenz an, die dahinter steht. Oder eben nicht.

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